Zentrale Handlungsfelder der Entwicklungszusammenarbeit
Die Ursachen für Kinderarbeit und Kinderhandel sind vielschichtig: Sie resultieren meist aus dem Zusammenspiel verschiedener politischer, wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Faktoren.
Eine grundsätzliche Herausforderung für die Bekämpfung ausbeuterischer Kinderarbeit und des Kinderhandels sind die weit verbreitete Armut und soziale sowie ökonomische Ungleichheiten. Staaten tragen die Verantwortung für Kinder und ihre Familien, mit wirksamen Maßnahmen ausbeuterische Kinderarbeit zu bekämpfen und zu verhindern. Internationale Kooperationen sind notwendig, um durch Dialog die nationale Eigenverantwortung und die nationale und lokale Umsetzung umfassender Maßnahmen zu stärken und zu unterstützen.
Konkrete Ansatzpunkte der deutschen Entwicklungszusammenarbeit:
- Gute Regierungsführung und leistungsfähige staatliche Institutionen sind eine Grundvoraussetzung, um Mädchen und Jungen vor Kinderarbeit und Kinderhandel nachhaltig zu schützen. Dies reicht von der Verankerung internationaler Menschenrechtsund Sozialstandards in der nationalen und lokalen Gesetzgebung über die Gewährleistung des Zugangs zu Recht für Mädchen und Jungen bis hin zu transparenten und effizienten lokalen Verwaltungen. Ein funktionierendes Personenstandswesen mit Registrierung von Geburten und Ausstellung von Identitätsdokumenten, ist beispielsweise eine grundlegende Voraussetzung, um Kinder ihrem Alter gemäß vor Kinderarbeit zu schützen und im Falle von Kinderhandel identifizieren zu können.
- Soziale Sicherungssysteme zur Stärkung einkommensschwacher Familien wirken Kinderarbeit präventiv entgegen und schützen zugleich besonders benachteiligte Kinder vor der Notwendigkeit, arbeiten zu müssen. Umfassende Systeme der sozialen Sicherung sollten daher auch Familien und ihre Kinder, die informell tätig sind, sowie die grundlegende Gesundheitsversorgung und den Zugang zu Schulbildung für Kinder berücksichtigen, Ein sozialer Basisschutz kann helfen, Risiken wie Krankheit, Altersarmut, Arbeitslosigkeit oder Ernteausfall abzumildern. In diesem Sinne sind Investitionen in den Ausbau, die Reformierung und Stärkung von sozialen Sicherungssystemen ein entscheidender Bestandteil für die Abschaffung der Kinderarbeit.
- Kostenlose, verpflichtende, relevante Grundbildung ist sowohl eine unmittelbare Alternative zu Kinderarbeit als auch eine Investition in die nachhaltige Beseitigung ausbeuterischer Kinderarbeit. Eine qualitativ hochwertige Grund- und Sekundarbildung, die das Erlernen umfassender Fähigkeiten und Kompetenzen ermöglicht, schafft Chancen für Kinder, in der Zukunft eine adäquate Beschäftigung zu finden und damit aus der Armutsspirale ausbrechen zu können.
- Berufsbildende Maßnahmen und menschenwürdige Arbeitsbedingungen für Jugendliche über dem gesetzlichen Mindestalter schaffen Perspektiven und sichere Einkommen. Nur durch die nachhaltige Implementierung von sozialen und menschenrechtlichen Standards können Arbeitsbedingungen in einer globalisierten Wirtschaft nachhaltig verbessert werden, um so der Problematik der Kinderarbeit langfristig präventiv zu begegnen.
- Unternehmen, Gewerkschaften und Verbände tragen Verantwortung auf nationaler und internationaler Ebene. Ein besonderer Fokus gilt bei der Bekämpfung von Kinderarbeit nationalen und vor allem globalen Lieferketten. Dem weltweiten Bedarf an billigen Arbeitskräften und der Auslagerung der Produktion in Länder mit niedrigen Umwelt-, Arbeitsund Sozialstandards muss mit dem Einsatz für Nachhaltigkeitsstandards und der Stärkung unternehmerischer Verantwortung (Corporate Social Responsibility / CSR)entgegen gewirkt werden.
- Bewusstseinsbildung ist essentiell, um Eltern und andere Fürsorgeberechtigte dabei zu unterstützen, bewusste Entscheidungen zu treffen, die ihre eigenen Kinder vor Kinderarbeit und Kinderhandel schützen. Informationen und die Stärkung der Verantwortung der Gesellschaft, sind gleichermaßen wichtig, um nachhaltig der Kinderarbeit im informellen Sektor oder im Haushalt entgegenzuwirken. Ebenso eine zentrale Rolle spielen hierbei das Interesse und die informierte Entscheidung der Verbraucher und Verbraucherinnen (z.B.für Siegel und Zertifizierungen) weltweit.
- Die Verfügbarkeit von Daten auf lokaler, regioregionaler und globaler Ebene ist die entscheidende Voraussetzung, um adäquate Maßnahmen gegen Kinderarbeit ergreifen und beobachten zu können. Essentiell ist hierbei eine kontinuierliche Datenerfassung und -analyse, differenziert nach Alter, Geschlecht und anderen wesentlichen Kategorien.
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Quelle:
Kinder- und Jugendrechte konkret
Informationen zu den Rechten junger Menschen in der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit
S. 17ff.
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