Außerhalb von Konfliktregionen ist Jugendgewalt laut WHO die am meisten sichtbare Gewalt und in vielen Ländern ein zunehmendes Problem. So sterben weltweit täglich durchschnittlich 685 junge Menschen zwischen 10 und 29 Jahren an den Folgen interpersonaler Gewalt, d.h. einer körperlichen Schädigung durch eine oder mehrere Personen. Gewalt ist die zweithäufigste Todesursache bei jungen Männern. Zentral- und Südamerika weisen dabei im weltweiten Vergleich die höchsten Mordraten auf.
Gründe für die extrem hohe Gewaltbereitschaft sind häufig ein Mangel an Identität, unzureichende Bildung, Arbeitslosigkeit, fehlende Anerkennung und kein Einkommen. Auswege suchen junge Menschen in diesen Situationen häufig in einem Zusammenschluss in Jugendbanden und durch organisierte Kriminalität.
Insgesamt hat ein hohes Gewaltniveau signifikante negative Auswirkungen auf wirtschaftlicher, sozialer und politischer Ebene. Mehr
Die Ursachen von Jugendgewalt sind vielfältig. Beispielhaft sind die Lebensbedingungen in Armensiedlungen schnell wachsender Metropolen: Die Arbeitslosigkeit ist überdurchschnittlich hoch; wirtschaftliche und soziale Ungleichheiten sowie mangelnde Rechtssicherheit prägen das Umfeld; grundlegende Infrastruktur wie Bildungseinrichtungen, eine Wasser- und Stromversorgung oder sichere Wege für Kinder und Jugendliche fehlen.
Risikofaktoren für Jugendgewalt lassen sich auf vier Ebenen identifizieren: Individuum, Beziehung, Gemeinde und Gesellschaft. Neben individuellen Risikofaktoren oder eigenen Gewalterfahrungen sind es meist strukturelle Probleme wie Armut, gesellschaftliche Ausgrenzung oder eine generelle Kultur der Gewalt, die zur Entstehung von gewalttätigem Verhalten bei jungen Menschen beitragen. Mehr
Jugendgewaltprävention ist ein entwicklungspolitischer Ansatz, Partnerländer bei Maßnahmen zur Vorbeugung von Gewalt zu unterstützen. Dabei sind insbesondere das Recht auf Leben und das Recht auf ein Leben frei von Furcht (Artikel 6, Internationaler Pakt über bürgerliche und politische Rechte; Präambel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte; Artikel 6 und 19, Kinderrechtskonvention) von wesentlicher Bedeutung für Zielsetzungen und Aktivitäten.
Viele Staaten haben sich insbesondere durch die Unterzeichnung der Kinderrechtskonvention, des Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte und den Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte explizit zur Bekämpfung von Jugendgewalt verpflichtet. Mehr
Eine herausragende Rolle bei der Gewaltprävention spielt die staatliche und nichtstaatliche Kinder- und Jugendförderung. Kinder- und Jugendförderung setzt auf die Stärkung der positiven Potentiale aller jungen Menschen, eröffnet Partizipationsmöglichkeiten und verschafft ihnen Gehör.
Das Ursachengeflecht für Jugendgewalt ist komplex und erfordert eine multidimensionale Herangehensweise, die sowohl auf der gesamtgesellschaftlichen als auch auf der Gemeinde-, Beziehungs- und individuellen Ebene ansetzt.
Notwendig für eine erfolgreiche Prävention von Jugendgewalt ist daher die sektorübergreifende Kooperation staatlicher und nichtstaatlicher Akteure aus den Bereichen Sicherheit, Gesundheit, Soziales, Jugendförderung, Bildung, Berufsbildung, Wirtschaft, Stadtentwicklung und Verwaltung. Die aktive Vernetzung dieser Schlüsselbereiche und das Anstoßen von Erkenntnis- und Lernprozessen ist wichtiger Bestandteil der Präventionsarbeit in der internationalen Zusammenarbeit.
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Projektansätze der deutschen Entwicklungszusammenarbeit machen insbesondere die Vielfalt unterschiedlicher Sektoren deutlich, in denen Ansätze zur Jugendgewaltprävention wirksam umgesetzt werden. Sie reichen vom Aufbau von staatlichen Strukturen der Jugendförderung auf nationaler und lokaler Ebene, über eine gewaltpräventive Stadtentwicklung unter Beteiligung von Jugendlichen, über die Ausbildung von Fachkräften zur Betreuung von Opfern sexueller Gewalt in juristischer wie medizinischer Hinsicht, über die Gestaltung von Friedenspädagogik im Bildungssektor in gewaltgeprägten Ländern, bis hin zur Unterstützung bei der Existenzgründung in der Landwirtschaft von jugendlichen Bürgerkriegsflüchtlingen und Ex-Kombattanten. Mehr